Ein Veilchen auf der Wiese stand, Gebückt in sich und unbekannt; Es war ein herzigs Veilchen. Da kam ein’ junge Schäferin Mit leichtem Schritt und muntrem Sinn Daher, daher, Die Wiese her, und sang.
Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur Die schönste Blume der Natur, Ach, nur ein kleines Weilchen, Bis mich das Liebchen abgepflückt Und an dem Busen matt gedrückt! Ach nur, ach nur Ein Viertelstündchen lang!
Ach! aber ach! das Mädchen kam Und nicht in Acht das Veilchen nahm, Ertrat das arme Veilchen. Es sank und starb und freut’ sich noch: Und sterb’ ich denn, so sterb’ ich doch Durch sie, durch sie, Zu ihren Füßen doch,
A little violet grew on the meadow, Lowly, humble, and unnoticed; It was a dear little violet. Along came a young shepherdess With a light step and a merry spirit Along, along, Along the meadow, and sang.
Ah! thinks the violet, if I only were The most beautiful flower in nature, Ah, only for a little while, Until the darling had picked me And pressed me to her bosom until I became faint, Ah only, ah only For a quarter of an hour!
Alas! the maiden came And didn’t notice the little violet, She trampled the poor violet. It drooped and died and yet rejoiced: And if I must die, yet I die Through her, [I die] at her feet.
Der Schatzgräber
Arm am Beutel, krank am Herzen,
Schleppt’ ich meine langen Tage.
Armuth ist die größte Plage,
Reichthum ist das höchste Gut!
Und, zu enden meine Schmerzen,
Ging ich einen Schatz zu graben.
Meine Seele sollst du haben!
Schrieb ich hin mit eignem Blut.
Und so zog’ ich Kreis’ um Kreise,
Stellte wunderbare Flammen,
Kraut und Knochenwerk zusammen:
Die Beschwörung war vollbracht.
Und auf die gelernte Weise
Grub ich nach dem alten Schatze
Auf dem angezeigten Platze:
Schwarz und stürmisch war die Nacht.
Und ich sah ein Licht von weiten,
Und es kam gleich einem Sterne
Hinten aus der fernsten Ferne,
Eben als es zwölfe schlug.
Und da galt kein Vorbereiten.
Heller ward’s mit einemmale
Von dem Glanz der vollen Schale,
Die ein schöner Knabe trug.
Holde Augen sah ich blinken
Unter einem Blumenkranze;
In des Trankes Himmelsglanze
Trat er in den Kreis herein.
Und er hieß mich freundlich trinken;
Und ich dacht’: es kann der Knabe
Mit der schönen lichten Gabe
Wahrlich nicht der Böse sein.
Trinke Muth des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
Kommst, mit ängstlicher Beschwörung,
Nicht zurück an diesen Ort.
Grabe hier nicht mehr vergebens.
Tages Arbeit! Abendgäste;
Saure Wochen! Frohe Feste!
Sey dein künftig Zauberwort.
The Treasure Seeker
Poor in purse and sick at heart,
I dragged out my long days.
Poverty is the greatest plague,
wealth is the highest good!
And, to end my pain,
I went to dig for a treasure.
“My soul you shall have!”
I wrote in my own blood.
And so I drew circle upon circle,
set wonderful fires,
combined herbs and bones:
the spell was complete.
And in the prescribed way
I dug then for the old treasure
in the appointed place;
dark and stormy was the night.
And I saw a light from afar,
and it came like a star
from the furthest distance,
just as the hour of twelve struck.
And then with no warning,
it grew brighter in a split second,
from the gleam of a full cup
carried by a handsome boy.
Gentle eyes I saw gazing out
from under a wreath of flowers;
in the heavenly glow of that drink,
he stepped into my circle.
And he asked me kindly to drink;
and I thought: this boy,
with his fair, bright offering,
surely can’t be evil!
“Drink the courage of pure life!
Then you will understand the message,
and never, with anxious spells,
return to this place.
Dig here no more in vain: but
Daily work! Evening guests!
Hard weeks! Joyous feasts!
Let these then be your future magic words.”
Sommerlied
Wie Feld und Au
So blinkend im Thau!
Wie Perlen-schwer
Die Pflanzen umher!
Wie durch den Hain
Die Lüfte so rein!
Wie laut, im hellen Sonnenstrahl,
Die süßen Vöglein allzumahl!
Ach! aber da,
Wo Liebchen ich sah,
Im Kämmerlein,
So nieder und klein,
So rings bedeckt,
Der Sonne versteckt —
Wo blieb die Erde weit und breit
Mit aller ihrer Herrlichkeit?
Summer Song
Field and meadow
Gleam in the dew!
Heavy with their pearls
Are the plants around!
And through the bushes
The wind is so fresh!
And loud, in the bright sunbeam,
Are the sweet small birds!
Oh, but there
Where I saw my sweetheart
In her little room
So lowly and small
Covered all around
Hidden from the sun
Where the earth remained far and wide
With all of its splendor!
Prometheus
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöh’n;
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meines Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.
Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn’, als euch, Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.
Da ich ein Kind war
Nicht wußte, wo aus noch ein,
Kehrt’ ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär’
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.
Wer half mir
Wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du nicht alles selbst vollendet
Heilig glühend Herz?
Und glühtest jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?
Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herrn und deine?
Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehen,
Weil nicht alle
Blütenträume reiften?
Hier sitz’ ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde.
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, zu weinen,
Zu genießen und zu freuen sich
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!
Prometheus
Cover your heavens, Zeus,
with gauzy clouds,
and practice, like a boy
who beheads thistles,
on the oaks and peaks of mountains;
but you must allow
my world to stand,
and my hut, which you did not build,
and my hearth,
whose glow
you envy me.
I know nothing more shabby
under the sun, than you gods!
You wretchedly nourish,
from offerings
and the breath of prayers,
your majesty;
And you would starve, were
children and beggars not
such hopeful fools.
When I was a child
I did not know in from out;
I turned my confused eyes
to the sun, as if above it there were
an ear to hear my laments –
a heart like mine
that would pity the oppressed.
Who helped me
against the pride of the titans?
Who rescued me from death –
from slavery?
Did you not accomplish it all yourself,
my sacred, glowing heart?
Yet did you not glow with ardent and youthful goodness,
deceived, and full of gratitude
to the sleepers above?
I, honor you? Why?
Have you ever alleviated the pain
of one who is oppressed?
Have you ever quieted the tears
of one who is distressed?
Was I not forged into a man
by all-mighty Time
and eternal Fate,
my masters and yours?
You were deluded if you thought
I should hate life
and fly into the wilderness
because not all of my
budding dreams blossomed.
Here I will sit, forming men
after my own image.
It will be a race like me,
to suffer, to weep,
to enjoy and to rejoice,
and to pay no attention to you,
as I do!
Singet nicht in Trauertönen
(Schumann skipped the second verse.)
Singet nicht in Trauertönen
Von der Einsamkeit der Nacht.
Nein, sie ist, o holde Schönen,
Zur Geselligkeit gemacht.
Wie das Weib dem Mann gegeben
Als die schönste Hälfte war,
Ist die Nacht das halbe Leben
Und die schönste Hälfte zwar.
Könnt ihr euch des Tages freuen,
Der nur Freuden unterbricht?
Er ist gut, sich zu zerstreuen;
Zu was anderm taugt er nicht.
Aber wenn in nächt’ger Stunde
Süsser Lampe Dämmrung fließt,
Und vom Mund zum nahen Munde
Scherz und Liebe sich ergießt;
Wenn der rasche, lose Knabe,
Der sonst wild und feurig eilt,
Oft bei einer kleinen Gabe
Unter leichten Spielen weilt;
Wenn die Nachtigall Verliebten
Liebevoll ein Liedchen singt,
Das Gefangnen und Betrübten
Nur wie Ach und Wehe klingt;
Mit wie leichtem Herzensregen
Horchet ihr der Glocke nicht,
Die mit zwölf bedächtgen Schlägen
Ruh und Sicherheit verspricht.
Darum an dem langen Tage,
Merke dir es, liebe Brust;
Jeder Tag hat seine Plage,
Und die Nacht hat ihre Lust.
Don’t Sing in Gloomy Tones
(Schumann skipped the second verse)
Do not sing in mournful tones
of the loneliness of Night.
No; it was, o tender, fair ones,
made for companionship.
As woman was given to man
to be his better half,
so is Night half of life,
and certainly the better half.
Can you delight in the day,
which only interrupts joy?
It is good for distraction,
but of use for nothing else.
But when, in that nocturnal hour,
the sweet lamps’ twilight flows,
and from mouth to neighboring mouth pour jests and love;
when that quick, roguish boy
who hurries, wild and fiery,
often toying with a small gift
in light play to pass the time;
when the nightingale sings to sweethearts
a little song full of love,
which to the imprisoned and troubled
sounds only like sighs and moans;
with such a lightly stirring heart
do you not listen to the bell,
that, with twelve measured strokes
promises repose and safety?
Thus, in the long day,
mark it well, dear heart:
every day has its troubles,
and the night has its pleasure.
Wanderers Nachtlied
Über allen Gipfeln
ist Ruh,
in allen Wipfeln
spürest du
kaum einen Hauch;
die Vögelein schweigen im Walde,
warte nur, balde
ruhest du auch!
Wanderer’s Night Song
Over all the peaks
it is peaceful,
in all the treetops
you feel
hardly a breath of wind;
the little birds are silent in the forest…
only wait – soon
you will rest as well.