Madrigal
Ins Joch beug’ ich den Nacken demuthvoll,
Beug’ lächelnd vor dem Mißgeschick dies Haupt,
Dies Herz das liebt und glaubt,
Vor meiner Feindin. Wider diese Qual
Bäum’ ich mich nicht mit Groll,
Mir bangt viel mehr, sie lindre sich einmal.
Wenn deines Auges Strahl
Dies Leid verwandelt hat in Lebenssaft,
Welch Leid hat dann zu töten mich die Kraft?

Caecilia
Wenn du es wüßtest,
Was träumen heißt von brennenden Küssen,
Von Wandern und Ruhen mit der Geliebten,
Aug in Auge,
Und kosend und plaudernd,
Wenn du es wüßtest,
Du neigtest dein Herz!

Wenn du es wüßtest,
Was bangen heißt in einsamen Nächten,
Umschauert vom Sturm, da niemand tröstet
Milden Mundes die kampfmüde Seele,
Wenn du es wüßtest,
Du kämest zu mir.

Wenn du es wüßtest,
Was leben heißt, umhaucht von der Gottheit
Weltschaffendem Atem,
Zu schweben empor, lichtgetragen,
Zu seligen Höhn,
Wenn du es wüßtest,
Du lebtest mit mir!

Nichts
Nennen soll ich, sagt ihr, meine
Königin im Liederreich?
Toren, die ihr seid, ich kenne
Sie am wenigsten von euch.

Fragt mich nach der Augen Farbe,
Fragt mich nach der Stimme Ton,
Fragt nach Gang und Tanz und Haltung,
Ach, und was weiß ich davon!

Ist die Sonne nicht die Quelle
Alles Lebens, alles Lichts?
Und was wissen von derselben
Ich, und ihr, und alle? — Nichts.

Kling, Klang
Über Wiesen und Felder ein Knabe ging,
Kling-klang schlug ihm das Herz;
Es glänzt ihm am Finger von Golde ein Ring.
Kling-klang, schlug ihm das Herz.
“Oh Wiesen, oh Felder,
Wie seid ihr schön!
Oh Berge, oh Täler,
Wie schön!
Wie bist du gut, wie bist du schön,
Du gold’ne Sonne in Himmelshöhn!”
Kling-klang schlug ihm das Herz.

Schnell eilte der Knabe mit fröhlichem Schritt,
Kling-klang schlug ihm das Herz;
Nahm manche lachende Blume mit –
Kling-klang schlug ihm das Herz.
“Über Wiesen und Felder
Weht Frühlingswind,
Über Berge und Wälder
Weht Frühlingswind.
Im Herzen mir innen weht Frühlingswind,
Der treibt zu dir mich leise, lind!”
Kling-klang schlug ihm das Herz.

Zwischen Wiesen und Feldern ein Mädel stand,
Kling-klang schlug ihr das Herz.
Hielt über die Augen zum Schauen die Hand,
Kling-klang schlug ihr das Herz.
“Über Wiesen und Felder
Über Berge und Wälder,
Zu mir, zu mir, schnell kommt er her!
Oh, wenn er bei mir nur, bei mir schon wär!”
Kling-klang schlug ihr das Herz.

Die Zeitlose
Auf frisch gemähtem Weideplatz
Steht einsam die Zeitlose,
Den Leib von einer Lilie,
Die Farb’ von einer Rose;

Doch es ist Gift, was aus dem Kelch,
Dem reinen, blinkt, so rötlich;
Die letzte Blum’, die letzte Lieb’
Sind beide schön, doch tödlich.

Die Nacht
Aus dem Walde tritt die Nacht,
Aus den Bäumen schleicht sie leise,
Schaut sich um in weitem Kreise,
Nun gib acht.

Alle Lichter dieser Welt,
Alle Blumen, alle Farben
Löscht sie aus und stiehlt die Garben
Weg vom Feld.

Alles nimmt sie, was nur hold,
Nimmt das Silber weg des Stroms,
Nimmt vom Kupferdach des Doms
Weg das Gold.

Ausgeplündert steht der Strauch,
Rücke näher, Seel an Seele;
O die Nacht, mir bangt, sie stehle
Dich mir auch.

Wie sollten wir
Wie sollten wir geheim sie halten,
Die Seligkeit, die uns erfüllt?
Nein, bis in seine tiefsten Falten
Sei allen unser Herz enthüllt!

Wenn zwei in Liebe sich gefunden,
Geht Jubel hin durch die Natur,
In längern wonnevollen Stunden
Legt sich der Tag auf Wald und Flur.

Selbst aus der Eiche morschem Stamm,
Die ein Jahrtausend überlebt,
Steigt neu des Wipfels grüne Flamme
Und rauscht von Jugendlust durchbebt.

Zu höherm Glanz und Dufte brechen
Die Knospen auf beim Glück der Zwei,
Und süßer rauscht es in den Bächen,
Und reicher blüht und glänzt der Mai.

Madrigal
Into the yoke I humbly bow my neck,
Bow this my head smilingly before my misfortune,
[Bow] this my heart that loves and has faith
Before my [enemy]. Against this agony
I do not rebel with rancor,
Rather, I am afraid that it will once
Be assuaged when the beam of your eyes
Has transformed this suffering into my lifeblood,
What suffering then has the power to kill me?

Caecilia
If you only knew
what it’s like to dream of burning kisses,
of wandering and resting with one’s beloved,
eye turned to eye,
and cuddling and chatting –
if you only knew,
you would incline your heart to me!

If you only knew
what it’s like to feel dread on lonely nights,
surrounded by a storm, while no one comforts
with a mild voice your struggle-weary soul –
if you only knew,
you would come to me.

If you only knew
what it’s like to live, surrounded by God’s
world-creating breath,
to float up, carried by the light,
to blessed heights –
if you only knew,
then you would live with me!

Nothing
I should name, you say, my
queen in the realm of love?
You are fools, for I know
her less than you do.

Ask me about the color of her eyes;
ask me about the sound of her voice;
ask me about her gait, posture, her dancing;
ah, what do I know about it?

Is not the sun the source
of all life and all light?
And about this, what do
I and you and everyone know? Nothing.

Cling Clang
Over meadows and fields a boy went,
Cling-clang, beat his heart.
There gleams on his finger a gold ring.
Cling-clang, beat his heart.
“Oh meadows, oh fields,
How beautiful you are!
Oh mountains, oh forests,
How beautiful you are!
How good you are, how beautiful you are,
You golden sun in the heaven’s heights!”
Cling-clang, beat his heart.

Quickly rushes the boy with cheerful step,
Cling-clang, beat his heart;
He took with him many smiling flowers –
Cling-clang, beat his heart.
“Over meadows and fields
Blows the spring wind,
Over mountains and forests
Blows the spring wind.
In the depths of my heart blows the spring wind,
That propels me to you quietly, gently!”
Cling-clang, beat his heart.

Between meadows and fields a maiden stood,
Cling-clang, beat his heart.
She shaded her eyes with her hand,
Cling-clang, beat his heart.
“Over meadows and fields
Quickly he comes.
To me, to me, quickly he comes!
Oh, if only he were near me, near me already!”
Cling-clang, beat his heart.

The Meadow Saffron
Upon a freshly mown pasture
stands a solitary meadow saffron,
its body that of a lily,
its color that of a rose.

Yet it is poison that glints from the chalice,
pure and red –
the last flower – the last love –
both are fair, yet both are deadly.

The Night
Night steps out of the woods,
And sneaks softly out of the trees,
Looks about in a wide circle,
Now beware.

All the lights of this earth,
All flowers, all colors
It extinguishes, and steals the sheaves
From the field.

It takes everything that is dear,
Takes the silver from the stream,
Takes away, from the cathedral’s copper roof,
The gold.

The shrubs stand plundered,
Draw nearer, soul to soul;
Oh, I fear the night will also steal
You from me.

How shall we
How shall we keep it secret,
This bliss that fulfills us?
No, to its greatest depths,
Shall our heart be revealed to all.

When two find themselves in love,
Jubilation pervades nature,
In long wonder-filled hours
Lies the day over wood and field.

Even from the oak’s rotting trunk,
Which lives for a thousand years,
Shoots anew the tree tops’ green flame
And rustles throughout with youthful vigor.

With greater brilliance and fragrance, buds
Burst at the happiness of the pair,
And more sweetly does the brook rush,
And more richly does May bloom and glitter.