Text by Hans Bethge to Tschang-Tsi words; Music by Gustav Mahler
Herbstnebel wallen bläulich überm See; Vom Reif bezogen stehen alle Gräser; Man meint’, ein Künstler habe Staub vom Jade Über die feinen Blüten ausgestreut.
Der süße Duft der Blumen ist verflogen; Ein kalter Wind beugt ihre Stengel nieder. Bald werden die verwelkten, goldnen Blätter Der Lotosblüten auf dem Wasser ziehn.
Mein Herz ist müde. Meine kleine Lampe Erlosch mit Knistern; es gemahnt mich an den Schlaf. Ich komm zu dir, traute Ruhestätte! Ja, gib mir Ruh, ich hab Erquickung not!
Ich weine viel in meinen Einsamkeiten. Der Herbst in meinem Herzen währt zu lange. Sonne der Liebe, willst du nie mehr scheinen, Um meine bittern Tränen mild aufzutrocknen?
The autumn mists drift over the lake; the grass stands stiff with frost; One might think an artist had strewn jade dust over all the delicate blossoms.
The sweet fragrance of flowers has gone; a cold wind bends down their stems. Soon the withered golden leaves of lotus flowers will drift upon the water.
My heart is weary. My small lamp has gone out with a sputter; it urges me to sleep. I am coming to you, familiar place of rest! Yes, give me rest – I have need of comfort.
I weep much in my solitude. The autumn in my heart is lasting too long. Sun of love, will you never shine again, gently to dry my bitter tears?
Text by Hans Bethge to Li-Tai-Po words
Junge Mädchen pflücken Blumen, Pflücken Lotosblumen an dem Uferrande. Zwischen Büschen und Blättern sitzen sie, Sammeln Blüten in den Schoß und rufen Sich einander Neckereien zu.
Goldne Sonne webt um die Gestalten, Spiegelt sie im blanken Wasser wider. Sonne spiegelt ihre schlanken Glieder, Ihre süßen Augen wider, Und der Zephyr hebt mit Schmeichelkosen das Gewebe Ihrer Ärmel auf, führt den Zauber Ihrer Wohlgerüche durch die Luft.
O sieh, was tummeln sich für schöne Knaben Dort an dem Uferrand auf mut’gen Rossen? Weithin glänzend wie die Sonnenstrahlen; Schon zwischen dem Geäst der grünen Weiden Trabt das jungfrische Volk einher! Das Roß des einen wiehert fröhlich auf Und scheut und saust dahin; Über Blumen, Gräser, wanken hin die Hufe, Sie zerstampfen jäh im Sturm die hingesunknen Blüten. Hei! Wie flattern im Taumel seine Mähnen, Dampfen heiß die Nüstern! Goldne Sonne webt um die Gestalten, Spiegelt sie im blanken Wasser wider.
Und die schönste von den Jungfraun sendet Lange Blicke ihm der Sehnsucht nach. Ihre stolze Haltung is nur Verstellung. In dem Funkeln ihrer großen Augen, In dem Dunkel ihres heißen Blicks Schwingt klagend noch die Erregung ihres Herzens nach.
Young girls pick flowers, pick lotus flowers at the water’s edge. Among bushes and leaves they sit, Gathering blossoms in their laps and calling to one another teasingly.
Golden sunlight weaves about the figures, mirroring them in the shiny water. The sun reflects their slender limbs, their sweet eyes, and the zephyr lifts caressingly the fabric of their sleeves, wafting the magic of their lovely fragrance through the air.
Oh see what handsome young men disport themselves there along the shore on their brave horses? Glittering out into the distance like sunbeams; already among the branches of the green willows, the fresh-faced young men are trotting by! The horse of one whinnies merrily and shies and rushes away; over flowers and grass, its hooves fly, trampling fallen blossoms in its stormy flight. Ah, how wildly its mane flutters in its frenzy, how hotly its nostrils steam! The golden sun weaves about the figures, mirroring them in the shiny water.
And the fairest of the girls casts long, yearning glances after him. Her proud demeanour is mere pretense. In the flash of her large eyes, in the darkness of her ardent gaze, the agitation of her heart lingers, lamenting.
Text by Hans Bethge to Mong-Kao-Yen and Wang-Wei words
Die Sonne scheidet hinter dem Gebirge. In allen Tälern steigt der Abend nieder Mit seinen Schatten, die voll Kühlung sind. O sieh! Wie eine Silberbarke schwebt Der Mond am blauen Himmelssee herauf. Ich spüre eines feinen Windes Wehn Hinter den dunklen Fichten!
Der Bach singt voller Wohllaut durch das Dunkel. Die Blumen blassen im Dämmerschein. Die Erde atmet voll von Ruh und Schlaf, Alle Sehnsucht will nun träumen. Die müden Menschen gehn heimwärts, Um im Schlaf vergeßnes Glück Und Jugend neu zu lernen! Die Vögel hocken still in ihren Zweigen. Die Welt schläft ein!
Es wehet kühl im Schatten meiner Fichten. Ich stehe hier und harre meines Freundes; Ich harre sein zum letzten Lebewohl. Ich sehne mich, o Freund, an deiner Seite Die Schönheit dieses Abends zu genießen. Wo bleibst du? Du läßt mich lang allein! Ich wandle auf und nieder mit meiner Laute Auf Wegen, die vom weichen Grase schwellen. O Schönheit! O ewigen Liebens – Lebenstrunkne Welt! Er stieg vom Pferd und reichte ihm den Trunk Des Abschieds dar. Er fragte ihn, wohin Er führe und auch warum es müßte sein. Er sprach, seine Stimme war umflort: Du, mein Freund, Mir war auf dieser Welt das Glück nicht hold! Wohin ich geh? Ich geh, ich wandre in die Berge. Ich suche Ruhe für mein einsam Herz. Ich wandle nach der Heimat, meiner Stätte. Ich werde niemals in die Ferne schweifen. Still ist mein Herz und harret seiner Stunde!
Die liebe Erde allüberall Blüht auf im Lenz und grünt Aufs neu! Allüberall und ewig Blauen licht die Fernen! Ewig… ewig…
The sun departs behind the mountains. Into all the valleys, evening descends with its cooling shadows. O look! Like a silver boat, floats the moon on the blue sea of the heavens. I feel the fine wind wafting behind the dark pines!
The brook sings loudly through the darkness. The flowers grow pale in the twilight. The earth breathes deeply, in rest and sleep, and all yearning wishes to dream now. Weary people go home, to find forgotten happiness in sleep and learn youth anew! The birds crouch silently in their branches. The world falls asleep!
There’s a cool breeze in the shadow of my pines. I stand here and wait for my friend; I wait to bid him a last farewell. I yearn, my friend, at your side to enjoy the beauty of this evening. Where do you tarry? You leave me alone so long! I wander up and down with my lute, on paths rich with soft grass. O beauty! O eternal love – love-intoxicated world! He dismounted and handed him the drink of parting. He asked him where he would go, and also why it must be. He spoke, his voice was choked: My friend, on this earth, fortune has not been kind to me! Where do I go? I go, I wander in the mountains. I seek peace for my lonely heart. I wander to find my homeland, my home. I shall never roam abroad. Quiet is my heart, waiting for its hour!
The dear earth everywhere blooms in spring and grows green afresh! Everywhere and eternally, horizons are blue and bright! Always… Always…