Das Veilchen/The Little Violet
Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur Die schönste Blume der Natur, Ach, nur ein kleines Weilchen, Bis mich das Liebchen abgepflückt Und an dem Busen matt gedrückt! Ach nur, ach nur Ein Viertelstündchen lang!
Ach! aber ach! das Mädchen kam Und nicht in Acht das Veilchen nahm, Ertrat das arme Veilchen. Es sank und starb und freut’ sich noch: Und sterb’ ich denn, so sterb’ ich doch Durch sie, durch sie, Zu ihren Füßen doch.
Das arme Veilcehn, Es war ein herzigs Veichen.
Ah! thinks the violet, if I were only Nature’s fairest flower For just a little while, Until that darling picks me And presses me to her breast! Ah, only for that A quarter hour long!”
Ah! but alas! The girl came by And didn’t notice the violet, Stepped on the poor violet. It sank and died, yet happy: And though I die, I shall have died Through her, through her, And at her feet.
The poor violet, it was a sweet violet (Added by Mozart)
Neue Liebe, neues Leben/New Love, New Life
Fesselt dich die Jugendblüte, Diese liebliche Gestalt, Dieser Blick voll Treu und Güte Mit unendlicher Gewalt? Will ich rasch mich ihr entziehen, Mich ermannen, ihr entfliehen, Führet mich im Augenblick Ach, mein Weg zu ihr zurück.
Und an diesem Zauberfädchen, Das sich nicht zerreissen läßt, Hält das liebe, lose Mädchen Mich so wider Willen fest, Muß in ihrem Zauberkreise Leben nun auf ihre Weise. Die Verändrung, ach wie groß! Liebe, Liebe, laß mich los!
Does youthful bloom shackle you, this lovely figure whose gaze is full of fidelity and goodness, with endless power? If I rush to escape her, to take heart and flee her, I am led in a moment, alas, back to her.
And with this magic thread that cannot be torn, the dear, mischievous maiden holds me fast against my will; in her magic circle I must live now in her way. The change, alas – how great! Love, Love, let me free!
Ganymed
Daß ich dich fassen möcht’ In diesen Arm!
Ach, an deinem Busen Lieg’ ich, und schmachte, Und deine Blumen, dein Gras Drängen sich an mein Herz. Du kühlst den brennenden Durst meines Busens, Lieblicher Morgenwind! Ruft drein die Nachtigall Liebend nach mir aus dem Nebeltal.
Ich komm’, ich komme! Ach, wohin, wohin?
Hinauf! strebt’s hinauf. Es schweben die Wolken Abwärts, die Wolken Neigen sich der sehnenden Liebe. Mir! Mir! In eurem Schosse Aufwärts! Umfangend umfangen! Aufwärts an deinen Busen, Alliebender Vater!
Would that I could clasp you in these arms!
Ah, on your breast I lie and languish, and your flowers and your grass press themselves to my heart. You cool the burning thirst of my breast, lovely morning wind! The nightingale calls lovingly to me from the misty vale.
I’m coming, I’m coming! whither? To where?
Upwards I strive, upwards! The clouds float downwards, the clouds bow down to yearning love. To me! To me! In your lap upwards! Embracing, embraced! Upwards to your bosom, All-loving Father!
Excerpt from Faust
Singet nicht in Trauertönen/Don’t Sing in Sad Tones
Wie das Weib dem Mann gegeben Als die schönste Hälfte war, Ist die Nacht das halbe Leben Und die schönste Hälfte zwar.
Könnt ihr euch des Tages freuen, Der nur Freuden unterbricht? Er ist gut, sich zu zerstreuen; Zu was anderm taugt er nicht.
Aber wenn in nächt’ger Stunde Süsser Lampe Dämmrung fließt, Und vom Mund zum nahen Munde Scherz und Liebe sich ergießt;
Wenn der rasche, lose Knabe, Der sonst wild und feurig eilt, Oft bei einer kleinen Gabe Unter leichten Spielen weilt;
Wenn die Nachtigall Verliebten Liebevoll ein Liedchen singt, Das Gefangnen und Betrübten Nur wie Ach und Wehe klingt;
Mit wie leichtem Herzensregen Horchet ihr der Glocke nicht, Die mit zwölf bedächtgen Schlägen Ruh und Sicherheit verspricht.
Darum an dem langen Tage, Merke dir es, liebe Brust; Jeder Tag hat seine Plage, Und die Nacht hat ihre Lust.
As woman was given to man to be his better half, so is Night half of life, and certainly the better half.
Can you delight in the day, which only interrupts joy? It’s good for distraction, but for no other use.
But when, in that nocturnal hour, the sweet lamps’ twilight flows, and from one mouth to another pour jests and love;
when that quick, impish boy who hurries, wild and fiery, often toying with a small gift in playfully passes the time;
when the nightingale sings to sweethearts a little song full of love, which to the imprisoned and troubled sounds only like sighs and moans;
with such a lightly stirring heart don’t you listen for the chime, that, with twelve measured strokes promises repose and safety?
Thus, in the long day, mark it well, dear heart: every day has its troubles, and the night has its pleasure.
Die Liebende Schreibt/The Beloved Writes
Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen, Führ’ ich stets die Gedanken in die Runde Und immer treffen sie auf jene Stunde, Die einzige: da fang’ ich an zu weinen.
Die Träne trocknet wieder unversehens: Er liebt ja, denk’ ich, her, in diese Stille, O solltest du nicht in die Ferne reichen?
Vernimm das Lispeln dieses Liebewehens; Mein einzig Glück auf Erden ist dein Wille, Dein freundlicher zu mir; gib mir ein Zeichen!
Far from you, estranged from those I love, My thoughts circle incessantly, Always returning to that hour, That single one; then I begin to weep.
My tears then dry again unbidden: He loves, I think, here into this silence, Shouldn’t you reach out into the distance?
Take the murmur of this tormented love; My only happiness on earth is your wish, So kindly: Give me a sign!
Devant la maison/Mephistopheles in front of the house (Serenade)
Méphistophélès Il te tend les bras: Près de lui Tu cours vite. Bonne nuit, hélas! Ma petite, bonne nuit. Près du moment fatal Fais grande résistance, S’il ne t’offre d’avance Un anneau conjugal. Méphistophélès et Follets Il te tend les bras … Ha!
Mephistopheles He stretches out his arms to you; To him You quickly run. Good night, alas! My little one, good night. At the fatal moment Put up great resistance, Unless he first offers you A wedding ring. Mephistopheles and the Wills-o’-the-Wisp He stretches out his arms to you … Ha!
Der Rattenfänger/The Ratcatcher
Dann ist der gut gelaunte Sänger Mitunter auch ein Kinderfänger, Der selbst die wildesten bezwingt, Wenn er die goldnen Märchen singt. Und wären Knaben noch so trutzig, Und wären Mädchen noch so stutzig, In meine Saiten greif ich ein, Sie müssen alle hinterdrein.
Dann ist der vielgewandte Sänger Gelegentlich ein Mädchenfänger; In keinem Städtchen langt er an, Wo er’s nicht mancher angetan. Und wären Mädchen noch so blöde, Und wären Weiber noch so spröde, Doch allen wird so liebebang Bei Zaubersaiten und Gesang.
Then this well-disposed singer is also a child-catcher, who can capture even the wildest when he sings golden fairy tales. And even if the boys are defiant, and even if the girls are startled, I pluck my strings and each and every one must follow.
Then also, this many-skilled singer occasionally is a maiden-catcher; in no town does he stay where he does not bewitch many. And even if the maidens are shy, and even if the women are prim, each and every one becomes love-struck from his magical strings and songs.
Gesang der Geister über den Wassern/ Song of the Spirits over the Waters
Strömt von der hohen, Steilen Felswand Der reine Strahl, Dann stäubt er lieblich In Wolkenwellen Zum glatten Fels, Und leicht empfangen, Wallt er verschleiernd, Leisrauschend Zur Tiefe nieder.
Ragen Klippen Dem Sturz entgegen, Schäumt er unmutig Stufenweise Zum Abgrund.
Im flachen Bette Schleicht er das Wiesental hin, Und in dem glatten See Weiden ihr Antlitz Alle Gestirne.
Wind ist der Welle Lieblicher Buhler; Wind mischt vom Grund aus Schäumende Wogen.
Seele des Menschen, Wie gleichst du dem Wasser! Schicksal des Menschen, Wie gleichst du dem Wind!
When from the high, Sheer wall of rock The pure stream gushes, It sprays its lovely vapor In billowing clouds Towards the smooth rock, And lightly received, It goes enshrouded, Softly hissing Down to the deep.
Cliffs tower, Opposing its fall. Annoyed, it foams Step by step Into the abyss.
In a flat bed It slinks down the grassy vale, And in the waveless lake All the stars Feast on their likeness.
Wind is the wave’s Handsome suitor; Wind stirs up from the depths Foaming billows.
Soul of man, How like to the water! Fate of man, How like to the wind!
Faust Excerpt