Fifteen Romances, Magelone Songs for voice and piano by Johannes Brahms (Op. 33) (1865-1869)
Fünfzehn Romanzen, Magelone-Lieder für eine Singstimme und Klavier von Johannes Brahms (Op. 33) (1865-1869)

The young knight Peter is full of unformulated dreams until a wandering minstrel sings this song. Thereafter he leaves his parents’ court. Angeregt durch ein Lied eines fahrenden Sängers (Nr. 1) verläßt Peter den elterlichen Hof.

1. Keinen hat es noch gereut, Der das Roß bestiegen, Um in frischer Jugendzeit Durch die Welt zu fliegen.

Berge und Auen, Einsamer Wald, Mädchen und Frauen Prächtig im Kleide, Golden Geschmeide, Alles erfreut ihn mit schöner Gestalt.

Wunderlich fliehen Gestalten dahin, Schwärmerisch glühen Wünsche in jugendlich trunkenem Sinn.

Ruhm streut ihm Rosen Schnell in die Bahn, Lieben und Kosen, Lorbeer und Rosen Führen ihn höher und höher hinan.

Rund um ihn Freuden, Feinde beneiden, Erliegend, den Held — Dann wählt er bescheiden Das Fräulein, das ihm nur vor allen gefällt.

Und Berge und Felder Und einsame Wälder Mißt er zurück. Die Eltern in Tränen, Ach, alle ihr Sehnen — Sie alle verreinigt das lieblichste Glück.

Sind Jahre verschwunden, Erzählt er dem Sohn In traulichen Stunden, Und zeigt seine Wunden, Der Tapferkeit Lohn. So bleibt das Alter selbst noch jung, Ein Lichtstrahl in der Dämmerung.

1. No one has yet regretted getting on his horse In his fresh youth, To speed through the world.

Mountains and meadows, Lonely forests, Maidens and women, Splendrous in their attire, Golden jewelry, Everthing delights him with its fair form.

Miraculously fly Forms past him, Rapturously glow the desires in his youth-drunk senses.

Fame strews roses Swiftly in his path, Love and caresses, and laurels and roses Lead him higher and higher onward.

Around him: joys, His enemies envy him, And succumb to the hero. Then he chooses contentedly The maiden who, of all, most pleases him.

And Mountains and fields And lonely forests He soon leaves behind him. His parents in tears, Ah, after all of their longing – They are all reunited in loving happiness.

Years have slipped past; He tells his son In a comfortable moment, And points to his scars, The rewards of bravery. Thus old age remains yet young, A beam of light in the dusk.

Peter asks his parents to let him travel in search of adventure. His mother gives him three rings for his future bride. On leaving home, Peter sings what is described as an “old song.” In bester Laune stimmt er ein trotiziges Lied an.

2. Traun! Bogen und Pfeil Sind gut für den Feind, Hülflos alleweil Der Elende weint; Dem Edlen blüht Heil, Wo Sonne nur scheint, Die Felsen sind steil, Doch Glück ist sein Freund.
2. Verily! Bow and arrow Are useful against the enemy, Ever helpless, The weak and wretched man will weep; Health blooms for the noble man Wherever the sun may shine: The cliffs may be steep, But Luck is his friend.

In Naples, he and Magelone, the king’s daughter, fall in love at a distance as he wins tourneys incognito. In his ardor he sings this song. Er gelangt an den Hof des Königs von Neapel, bewährt sich als Ritter im Turnier und verliebt sich in die Königstochter Magelone, ein für ihn neues, verwirrendes Gefühl.

3. Sind es Schmerzen, sind es Freuden, Die durch meinen Busen ziehn? Alle alten Wünsche scheiden, Tausend neue Blumen blühn.

Durch die Dämmerung der Tränen Seh’ ich ferne Sonnen stehn, – Welches Schmachten! welches Sehnen! Wag’ ich’s? soll ich näher gehn?

Ach, und fällt die Träne nieder, Ist es dunkel um mich her; Dennoch kömmt kein Wunsch mir wieder, Zukunft ist von Hoffnung leer.

So schlage denn, strebendes Herz, So fließet denn, Tränen, herab, Ach, Lust ist nur tieferer Schmerz, Leben ist dunkles Grab, –

Ohne Verschulden Soll ich erdulden? Wie ist’s, daß mir im Traum Alle Gedanken Auf und nieder schwanken! Ich kenne mich noch kaum.

O, hört mich, ihr gütigen Sterne, O höre mich, grünende Flur, Du, Liebe, den heiligen Schwur: Bleib’ ich ihr ferne, Sterb’ ich gerne. Ach, nur im Licht von ihrem Blick Wohnt Leben und Hoffnung und Glück!

3. Are they sorrows or are they joys Which tug at my breast? All the old desires leave; A thousand new flowers bloom.

Through the dusk of tears I see suns standing in the distance, – What languishing, what longing! Do I dare? Shall I move closer?

Ah, and when my tears are falling, It is dark around me; Yet if my desires do not return, The future is empty of hope.

So beat then, my ambitious heart, So flow down then, my tears, Ah, joy is only a deeper pain, Life is a dark grave, –

Without guilt, Should I then suffer? How is it that in my dreams All my thoughts Tremble up and down? I scarcely know myself any more.

O, hear me, kindly stars, O hear me, green meadow, And you, my love, hear my holy oath: If I remain far from her, I will die gladly. Ah, only in the light of her gaze Dwell life and hope and happiness!

He sends Magelone two of the rings, one with this song…Peter schickt Magelone über ihre Amme sein Liebesgeständis sowie den ersten der drei Ringe.

4. Liebe kam aus fernen Landen Und kein Wesen folgte ihr, Und die Göttin winkte mir, Schlang mich ein mit süßen Banden.

Da begann ich Schmerz zu fühlen, Tränen dämmerten den Blick: Ach! was ist der Liebe Glück, Klagt’ ich, wozu dieses Spielen?

Keinen hab’ ich weit gefunden, Sagte lieblich die Gestalt, Fühle du nun die Gewalt, Die die Herzen sonst gebunden.

Alle meine Wünsche flogen In der Lüfte blauen Raum, Ruhm schien mir ein Morgentraum, Nur ein Klang der Meereswogen.

Ach! wer löst nun meine Ketten? Denn gefesselt ist der Arm, Mich umfleucht der Sorgen Schwarm; Keiner, keiner will mich retten?

Darf ich in den Spiegel schauen, Den die Hoffnung vor mir hält? Ach, wie trügend ist die Welt! Nein, ich kann ihr nicht vertrauen.

O, und dennoch laß nicht wanken, Was dir nur noch Stärke gibt, Wenn die Einz’ge dich nicht liebt, Bleib nur bittrer Tod dem Kranken.

4. The goddess Love came from a far-off land And not a creature followed her, And the goddess waved at me, And bound me with sweet ribbons.

Then I began to feel the pain; Tears darkened my gaze. Ah! What is Love’s happiness, I lamented; why this game?

I have not found anyone in my wide travels, Said the lovely shape, You will now feel the power That binds other hearts.

All of my desires fled Into the blue expanse of air, Glory seemed to me a daydream, Only the lament of ocean waves.

Ah! Who will loosen my fetters now? For my arms are bound, About me flies a swarm of worries; Will no one rescue me?

May I gaze into the mirror, Which Hope is holding before me? Ah, how misleading is the world! No, I cannot believe in it.

Oh, and yet, do not be shaken In what gives you strength; If your one-and-only does not love you, There remains only sickness and bitter death.

…and the second ring with this song in the form of written poems, because he’s convinced of her love. Er erfährt, daß er auch von Magelone geliebt wird und sendet ihr den Zwiten Ring zu.

5. So willst du des Armen Dich gnädig erbarmen? So ist es kein Traum? Wie rieseln die Quellen, Wie tönen die Wellen, Wie rauschet der Baum!

Tief lag ich in bangen Gemäuern gefangen, Nun grüßt mich das Licht! Wie spielen die Strahlen! Sie blenden und malen Mein schüchtern Gesicht.

Und soll ich es glauben? Wird keiner mir rauben Den köstlichen Wahn? Doch Träume entschweben, Nur lieben heißt leben; Willkommene Bahn!

Wie frei und wie heiter! Nicht eile nun weiter, Den Pilgerstab fort! Du hast überwunden, Du hast ihn gefunden, Den seligsten Ort!

5. Will you then, on a poor man graciously take pity? So it is no dream? How the spring does trickle, How the waves do ring, How the trees do rustle!

Deep I lay, within fearsome Walls imprisoned, Now daylight greets me! How the sunbeams do play! They dazzle and paint My timid face.

Should I believe it? Will no one rob me Of this delicious delusion? Yet dreams float away And only love distinguishes life; I welcome my fate!

How free and cheerful! There’s no more hurry; Put away your pilgrim’s staff! You have won, You have discovered it – The most blissful place!

Thrilled with finally granted a personal meeting, he sings this song. Die Aussicht auf ein Treffen mit der Geliebten versetzt ihn in beste Stimmung, und er vertaut seiner Laute seine Gefühle an.

6. Wie soll ich die Freude, Die Wonne denn tragen? Daß unter dem Schlagen Des Herzens die Seele nicht scheide?

Und wenn nun die Stunden Der Liebe verschwunden, Wozu das Gelüste, In trauriger Wüste Noch weiter ein lustleeres Leben zu ziehn, Wenn nirgend dem Ufer mehr Blumen erblühn?

Wie geht mit bleibehangnen Füßen Die Zeit bedächtig Schritt vor Schritt! Und wenn ich werde scheiden müssen, Wie federleicht fliegt dann ihr Tritt!

Schlage, sehnsüchtige Gewalt, In tiefer, treuer Brust! Wie Lautenton vorüberhallt, Entflieht des Lebens schönste Lust. Ach, wie bald Bin ich der Wonne mir kaum noch bewußt.

Rausche, rausche weiter fort, Tiefer Strom der Zeit, Wandelst bald aus Morgen Heut, Gehst von Ort zu Ort; Hast du mich bisher getragen, Lustig bald, dann still, Will es nun auch weiter wagen, Wie es werden will.

Darf mich doch nicht elend achten, Da die Einz’ge winkt, Liebe läßt mich nicht verschmachten, Bis dies Leben sinkt! Nein, der Strom wird immer breiter, Himmel bleibt mir immer heiter, Fröhlichen Ruderschlags fahr’ ich hinab, Bring’ Liebe und Leben zugleich an das Grab.

6. How can I endure the joy, How can I then endure the bliss – That under all the throbbing Of my heart, my soul will not part from me?

And if now the hours Of love have vanished, Why the urge In dreary desolation, To drag further a joyless life When by the shore the flowers will not bloom?

Which what tarrying feet does Time pass, Step by deliberate step! And if I must part, How feather-light does its step then fly!

Throb, o yearning power, In my deep, true breast! Like echoes of a lute, fading away, Do the finest joys of life flee. Ah, how soon Till I am hardly aware of bliss.

Rush, rush ever forth, Deep stream of time, Soon you will wander off, today or tomorrow, And go from place to place; Since you have taken me this far, Now merrilly, now quietly; I will now venture further, However it may turn out.

I must not think myself wretched, Since my Darling beckons; Love will not let me languish Until this life has sunk! No, the stream will ever broaden, Heaven will remain ever clear, Joyously I row farther; I’ll bring love and life together to the grave.

At the tryst he presents the third ring and vows eternal fidelity; she gives him a glolden chain, they kiss. Back in his lodging, he sings this song. Bei der Zusammenkunft schenkt er Magelone den dritten Ring und erhält von ihr eine goldene Kette als Zeichen ihrer Verbundenheit. Nach dem Treffen weint er vor Glück.

7. War es dir, dem diese Lippen bebten, Dir der dargebotne süße Kuß? Gibt ein irdisch Leben so Genuß? Ha! wie Licht und Glanz vor meinen Augen schwebten, Alle Sinne nach den Lippen strebten!

In den klaren Augen blickte Sehnsucht, die mir zärtlich winkte, Alles klang im Herzen wieder, Meine Blicke sanken nieder, Und die Lüfte tönten Liebeslieder!

Wie ein Sternenpaar Glänzten die Augen, die Wangen Wiegten das goldene Haar, Blick und Lächeln schwangen Flügel, und die süßen Worte gar Weckten das tiefste Verlangen; O Kuß, wie war dein Mund so brennend rot! Da starb ich, fand ein Leben erst im schönsten Tod.

7. Was it you for whom these lips trembled, For you, that sweet, offered kiss? Can an earthly life be so enjoyable? Ha! how the light and radiance danced before my eyes, All my senses aspired to those lips!

From those clear eyes shone a yearning which tenderly beckoned me; All echoed again in my heart My gaze sank low And the breezes whispered love songs.

Like a pair of stars Gleamed your eyes, your cheeks Cradled by golden hair; Your gazes and smiles took wing, and your sweet words awoke a deep longing: O Kiss, how burning red your mouth was! I died, and first found life in fairest death.

Threatened with an unwanted bridegroom, Magelone asks Peter to run off with her to his homeland. Before meeting her he sings this song, a separation from his lute. Um der Verheiratung mit einem ungeliebten Ritter zu entgehen, wird Magelone auf ihr Drängen hin von Peter entführt, der sich deshalb von seiner Laute verabschiedet.

8. Wir müssen uns trennen, Geliebtes Saitenspiel, Zeit ist es, zu rennen Nach dem fernen, erwünschten Ziel.

Ich ziehe zum Streite, Zum Raube hinaus, Und hab’ ich die Beute, Dann flieg’ ich nach Haus.

Im rötlichen Glanze Entflieh’ ich mit ihr, Es schützt uns die Lanze, Der Stahlharnisch hier.

Kommt, liebe Waffenstücke, Zum Scherz oft angetan, Beschirmet jetzt mein Glücke Auf dieser neuen Bahn!

Ich werfe mich rasch in die Wogen, Ich grüße den herrlichen Lauf, Schon mancher ward niedergezogen, Der tapfere Schwimmer bleibt obenauf.

Ha! Lust zu vergeuden Das edele Blut! Zu schützen die Freude, Mein köstliches Gut! Nicht Hohn zu erleiden, Wem fehlt es an Mut?

Senke die Zügel, Glückliche Nacht! Spanne die Flügel, Daß über ferne Hügel Uns schon der Morgen lacht!

8. We must part, Beloved lute, It is time to chase After a far-off, longed-for goal.

I am off to battle, Off to plunder; And when I have my loot, Then I shall fly home.

In the red gleam I fly with her, and my lance protects us, and my steel armor here.

Come, dear weapons, In jest so often donned: Defend now my happiness On this new road!

I throw myself into the waves, I greet the glorious course; Many have been dragged under, But the brave swimmer remains on top.

Ha! What joy it is to spill Noble blood! To protect my happiness, My precious property! Not to suffer scorn, Who lacks courage for that? Let fall your reins, Happy Night! Spread your wings; Over the far-off hills, Upon us morning already smile!

In the course of their escape, they rest in a forest and he sings this song. Während einer Rast auf der Flucht singt Peter Magelone ein Schlummerlied.

9. Ruhe, Süßliebchen, im Schatten Der grünen, dämmernden Nacht: Es säuselt das Gras auf den Matten, Es fächelt und kühlt dich der Schatten Und treue Liebe wacht. Schlafe, schlaf ein, Leiser rauscht der Hain, Ewig bin ich dein.

Schweigt, ihr versteckten Gesänge, Und stört nicht die süßeste Ruh’! Es lauschet der Vögel Gedränge, Es ruhen die lauten Gesänge, Schließ, Liebchen, dein Auge zu. Schlafe, schlaf ein, Im dämmernden Schein, Ich will dein Wächter sein.

Murmelt fort, ihr Melodien, Rausche nur, du stiller Bach. Schöne Liebesphantasien Sprechen in den Melodien, Zarte Träume schwimmen nach. Durch den flüsternden Hain Schwärmen goldne Bienelein Und summen zum Schlummer dich ein.

9. Rest, my love, in the shade Of green, darkening night; The grass rustles on the meadow, The shadows fan and cool thee And true love is awake. Sleep, go to sleep! Gently rustles the grove, Eternally am I thine.

Hush, you hidden songs, And disturb not her sweetest repose! The flock of birds listens, Stilled are their noisy songs. Close thine eyes, my darling, Sleep, go to sleep; In the twilight I will watch over thee.

Murmur on, you melodies, Rush on, you quiet stream. Lovely fantasies of love do these melodies evoke: Tender dreams swim after them. Through the whispering grove Swarm tiny golden bees which hum thee to sleep.

A raven flies off with the three rings while Magelone sleeps and, trying to recover them when they fall into the sea, Peter is blown far from shore in a small boat; he sings this song.
Ein Rabe stehlt der Schlafenden das Tuch mit den Ringen und wirft es ins Meer. Bei seiner Verfolgung wird Peter, der Magelone nicht wecken will, auf einem Kahn aufs Meer hinaus getrieben und singt sich laut seine Verzeiflung von der Seele.

10. So tönet denn, schäumende Wellen, Und windet euch rund um mich her! Mag Unglück doch laut um mich bellen, Erbost sein das grausame Meer!

Ich lache den stürmenden Wettern, Verachte den Zorngrimm der Flut; O, mögen mich Felsen zerschmettern! Denn nimmer wird es gut.

Nicht klag’ ich, und mag ich nun scheitern, Im wäßrigen Tiefen vergehn! Mein Blick wird sich nie mehr erheitern, Den Stern meiner Liebe zu sehn.

So wälzt euch bergab mit Gewittern, Und raset, ihr Stürme, mich an, Daß Felsen an Felsen zersplittern! Ich bin ein verlorener Mann.

10. Resound, then, foaming waves And twine around me! May misfortune bay loudly about me, The cruel sea let loose its fury!

I laugh at the stormy weather, I scorn the wrath of the tide; O, may the rocks dash me to pieces! For never will it turn out well.

I will not lament, even if I founder, And perish in the watery deeps! My gaze will never more be cheered By the sight of my darling’s star.

So send hurtling down your thunder, And tear at me, o Storm, Until rock shatters upon rock! I am a lost man.

Magelone rides on sadly and finally goes to live in the hut of an old shepherd and his wife; she sings this song. Nachdem Magelone bemerkt, daß sie allein zurückgelassen wurde, irrt sie umher und kommt schließlich bei einem alten Schäferpaar unter, wo sie ihr verlorenes Glück beklagt.

11. Wie schnell verschwindet So Licht als Glanz, Der Morgen findet Verwelkt den Kranz,

Der gestern glühte In aller Pracht, Denn er verblühte In dunkler Nacht.

Es schwimmt die Welle Des Lebens hin, Und färbt sich helle, Hat’s nicht Gewinn;

Die Sonne neiget, Die Röte flieht, Der Schatten steiget Und Dunkel zieht.

So schwimmt die Liebe Zu Wüsten ab, Ach, daß sie bliebe Bis an das Grab!

Doch wir erwachen Zu tiefer Qual: Es bricht der Nachen, Es löscht der Strahl,

Vom schönen Lande Weit weggebracht Zum öden Strande, Wo um uns Nacht.

11. How quickly disappear Light and radiance; The morning finds A withered garland,

That only yesterday glowed In all its splendor. For it has faded In the dark night.

Like a wave does Life drift away, As bright as it has painted itself: It has gained nothing;

The sun sets, The redness flees, The shadows climb, And darkness draws in.

So love floats Into the wastelands, Ah, would that it might remain Until the grave!

Yet we awake To deep pain: The skiff breaks, The light is extinguished.

From the beautiful land We are brought far away, To a desolate shore Where night surrounds us.

Peter is found by Moors, who sell him to the Sultan, who makes him his chief gardener; between hope and resignation he sings this song. Peter wird von Heiden gefangen genommen und dem Sultan geschenkt, der ihn zum Aufseher über einen seiner Gärten macht. Er wird zwischen Hoffnung and Resignation hin- und hergerissen.

12. Muß es eine Trennung geben, Die das treue Herz zerbricht? Nein, dies nenne ich nicht leben, Sterben ist so bitter nicht.

Hör’ ich eines Schäfers Flöte, Härme ich mich inniglich, Seh’ ich in die Abendröte, Denk’ ich brünstiglich an dich.

Gibt es denn kein wahres Lieben? Muß denn Schmerz und Trauer sein? Wär’ ich ungeliebt geblieben, Hätt’ ich doch noch Hoffnungsschein.

Aber so muß ich nun klagen: Wo ist Hoffnung, als das Grab? Fern muß ich mein Elend tragen, Heimlich bricht das Herz mir ab.

12. Must there be a parting That will cause true hearts to break? No, that I do not call living: Dying is not so bitter.

When I hear a shepherd’s flute, Inside I grieve; When I gaze at a sunset, I think passionately of you.

Is there then no true love? Must there be pain and parting? If I’d remained unloved I would then have at least a glimmer of hope.

But so I must now lament: Where is Hope, but in the grave? Far away must I bear my misery, In secrecy, my heart breaks.

After nearly two years, Sulima, the Sultan’s daughter (who has fallen in love with Peter), asks him to run away with her and he agrees, believing that Magelone must be dead and merely on the chance of reaching home again. Repenting, he sets out alone in a small boat as Sulima sings this song in the distance. In der Befürchtung, Magelone sei inzwischen tot, geht er auf das Angebot der schönen Sultanstochter Sulima, die sich in ihn verliebt hat, ein, mit ihm zu fliehen. Das verabredete Zeichen besteht in einem kleinen Lied Sulimas.

13. Geliebter, wo zaudert Dein irrender Fuß? Die Nachtigall plaudert Von Sehnsucht und Kuß .

Es flüstern die Bäume Im goldenen Schein, Es schlüpfen mir Träume Zum Fenster herein .

Ach! kennst du das Schmachten Der klopfenden Brust? Dies Sinnen und Trachten Voll Qual und voll Lust?

Beflügle die Eile Und rette mich dir, Bei nächtlicher Weile Entfliehn wir von hier.

Die Segel, sie schwellen, Die Furcht ist nur Tand: Dort, jenseit den Wellen Ist väterlich Land.

Die Heimat entfliehet; — So fahre sie hin! Die Liebe, sie ziehet Gewaltig den Sinn.

Horch! wollüstig klingen Die Wellen im Meer, Sie hüpfen und springen Mutwillig einher,

Und sollten sie klagen? Sie rufen nach dir! Sie wissen, sie tragen Die Liebe von hier.

13. My love, where tarries Your wrongly-treading feet? The nightingale chatters About yearning and kisses.

The trees whisper In the golden luster, Dreams slip in Through my window.

Ah! Do you know the pining Of a throbbing breast? – these thoughts and hopes full of pain and full of joy?

Give wing to your haste And rescue me, While it remains night; We shall fly from here.

The sails, they swell, Fear is but a trifle: There, beyond the waves Is our homeland.

Our home recedes. So let it! Love draws the thoughts powerfully.

Hark! ecstatically resound the waves in the sea. They bounce and jump Cheerily along.

And should they lament? They call for you! They know that they are carrying Love from here.

As his voyage gets underway, and with renewed courage, Peter sings this song. Peter kommt schlagartig seine treulosigkeit zu Bewußtsein, entflieht allein mit einem bereitgestellten Boot und faßt wieder neuen Mut.

14. Wie froh und frisch mein Sinn sich hebt, Zurück bleibt alles Bangen, Die Brust mit neuem Mute strebt, Erwacht ein neu Verlangen.

Die Sterne spiegeln sich im Meer, Und golden glänzt die Flut. Ich rannte taumelnd hin und her, Und war nicht schlimm, nicht gut.

Doch niedergezogen Sind Zweifel und wankender Sinn; O tragt mich, ihr schaukelnden Wogen, Zur längst ersehnten Heimat hin.

In lieber, dämmernder Ferne, Dort rufen heimische Lieder, Aus jeglichem Sterne Blickt sie mit sanftem Auge nieder.

Ebne dich, du treue Welle, Führe mich auf fernen Wegen Zu der vielgeliebten Schwelle, Endlich meinem Glück entgegen!

14. How happy and fresh my thoughts soar, Behind me I leave all my fears, My heart strives with new cheer, And new yearnings awaken.

The stars are mirrored in the sea, And golden gleams the tide. I ran dizzily hither and thither, And was neither bad nor good.

Yet weighed down Are doubts and indecisive thoughts; O carry me, you rocking waves, To my homeland, long yearned-for.

In the dear, darkening distance, There call the songs of home, From every star She gazes down with gentle eyes.

Smooth yourself, o trusty wave, Lead me on the long road To that well-beloved threshhold, To my Happiness at long last!

After many adventures, eventually fishermen lead Peter to the shepherd’s hut, where he discovers Magelone. Back in Provence, the three rings have been found by the royal cook in a fish’s stomach. On every anniversary of their marriage, Peter and Magelone sing this song celebrting their true love. Nach vielen Abendteuer trifft Peter Magelone wieder. Er reist mit Magelone zu seinen Eltern, die inzwischen die drei Ringe gekommen sind. Nach der Hochzeit singen Peter und Magelone die Hymne auf ihre treue Liebe.

15. Treue Liebe dauert lange, Überlebet manche Stund’, Und kein Zweifel macht sie bange, Immer bleibt ihr Mut gesund.

Dräuen gleich in dichten Scharen, Fordern gleich zum Wankelmut Sturm und Tod, setzt den Gefahren Lieb’ entgegen, treues Blut.

Und wie Nebel stürzt zurücke, Was den Sinn gefangen hält Und dem heitern Frühlingsblicke Öffnet sich die weite Welt.

Errungen, Bezwungen Von Lieb’ ist das Glück, Verschwunden Die Stunden, Sie fliehen zurück; Und selige Lust, Sie stillet, Erfüllet Die trunkene, wonneklopfende Brust; Sie scheide Von Leide Auf immer, Und nimmer Entschwinde die liebliche, selige, himmlische Lust!

15. True love endures, Outlives many an hour, And no doubts will make it shrink; Always will its spirits remain healthy.

They menace it in thick hordes, Promoting vacillating doubt, Storm and Death, these dangers true blood opposes with Love.

And, like mist, starts back What has held captive the senses, And to the merry gaze of spring the wide world opens itself.

Achieved, Mastered, by Love is Happiness, Vanished are those hours, but back again they fly, And blissful delight, becomes quiet and fills the intoxicated, throbbing, joyful breast; They part from pain forever, and never will this lovely, ecstatic, heavenly joy disappear!

Britgitte Fassbaender, mezzo soprano; Elisabeth Leonskaja, piano
Hans Peter Blochwitz, tenor; Eric Schneider, piano
Dietrich Fischer-Dieskau, baritone; Sviatoslav Richter, piano
Hans Hotter, bass-baritone; Michael Raucheisen, piano